Viele Modellbauer träumen davon, ihre Schiffsmodelle vollautomatisch an- und ablegen zu lassen, ohne Eingriff mit der Hand an Leinen oder ähnliches. Ein kühner Traum? Nein. Das Miniatur Wunderland Hamburg hat das Problem bereit im Skandinavien-Abschnitt mit tausenden drehbaren Magneten in der Kaimaier erfolgreich gelöst.

Mit Magneten zu arbeiten war ebenfalls meine erste Idee. Jedoch wollte ich auf drehende Teile, Mechanik und Elektrik so weit wie möglich verzichten, denn das Wasser ist nah …

Metall an einen Magneten zu befestigen ist kinderleicht – ein Schiff mit Metall oder Magnet an einer Kaimauer mit Magneten anzulegen ebenfalls. Doch wie bekommt man es wieder entfernt, ohne mit der Hand einzugreifen? Ganz einfach: Die Haftung darf nur so stark sein, dass sich das Modell aus eigener Kraft lösen kann, trotzdem aber genug Kraft aufbringt, dem Wellengang stand zu halten. Wenn wir schon bei Wellen sind, das Schiff muss natürlich in der Höhe variabel sein, damit der Lack nicht verkratzt. Ziemlich viele Anforderungen und eine Lösung: Magnetische Fender! Fender sind bei großen Hafenanlagen fix an der Kaimauer montiert, meist gummiartig und fangen Stöße des Schiffs gegen die Kaimauer ab.

Los gehts: Ringförmige Magnete bieten sich an, denn der Fender soll rund werden und der Magnet muss ihn natürlich möglichst gut ausfüllen.

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Die Stärke des Magenten kann man einfach über die Anzahl regulieren. Vorsicht: Diese Neodym Magente sind so stark, dass sie sich bei direktem Kontakt nur sehr schwer wieder voneinander lösen lassen. Darum legt man am besten Distanzscheiben zwischen die Magnete:

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Und nun braucht dieses Magnet-Paket nur noch eine Hülle, die auch wasserdicht ist und dem Fender somit seine Schwimmfähigkeit verleiht. Lösung: Ü-Eier! Und zwar die alten, die man noch aufeinander stecken konnte und die aus zwei Einzelteilen bestehen.

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Da der Magnet das Ü-Ei nicht ganz ausfüllt, habe ich ein 1 mm starken Plastikstreifen als Distanzhalter mit hinein gesteckt. So sitzt alles fest an Ort und Stelle und die zu Beginn erwähnte Anforderung, dass der Magnet nicht zu fest halten darf, damit sich das Schiff wieder selbst lösen kann, ist durch den zusätzlichen Abstand zwischen Metall und Magnet gewährleistet.

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Nach dem Einbau muss alles verklebt werden, besonders die beiden Ü-Ei Hälften selbst. Warum? Ein Dauertest über mehrere Wochen hat ergeben, dass nicht verklebte Ü-Eier nicht wasserdicht sind … Auf dem Plastik des Ü-Eis hält übrigens kein Plastikkleber! Sekundenkleber hingegen schon.

Das Ü-Ei schwimmt also auf dem Wasser und kann durch die runde Form die Bewegungen des Schiffs perfekt abfangen. Damit es sich nicht hochkant dreht, habe ich einfach zwei leere Ü-Eier an das Magnet-Ü-Ei geklebt. Und natürlich braucht man gleich eine ganze Menge dieser Fender …

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Und so sieht es dann im Wasser aus:

Auch der Schlepper kann automatisch an- und ablegen an den mit Magneten versehenen Fendern.

An der Kaimauer sind in 25 cm Abstand Alu-U-Profile angebracht, die ins Wasser eintauchen. Da Aluminium nicht magnetisch ist, müssen die U-Profile noch mit einem ferromagnetischen Metall bespannt werden. Dazu haben wir unser bewährtes Lochband aus Stahl (verzinkt) verwendet, das schon in jedem Containerdach klebt.

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Im Schiff ist ebenfalls Metall an der Bordwand montiert. Da das Metall an der Kaimauer immer näher als das Metall im Schiff am Fender ist, kann das Schiff nie „versehentlich“ den Fender mitnehmen.

Es folgen noch Details und die Vollendung der Lackierung

Und in diesem Video sieht man hervorragend, wie an- und ablegen im Modell funktioniert, hier am Beispiel des Containerschiffs:

Containership meets Containerterminal H0 1:87

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Eigentlich könnte man die Fender noch lackieren, aber irgendwie gefällt mir die Farbe ganz gut … 😉